Stellen Sie sich vor, Sie müssen Aluminium für Ihre Produktion kaufen und haben zwei Lieferanten zur Auswahl. Diese Lieferanten unterscheiden sich im ihrem CO2-Fußabdruck: Der erste erzeugt 90 % weniger CO2 als der zweite. Da Ihnen die Umwelt nicht egal ist, ist Ihre Entscheidung klar: Sie kaufen beim ersten Lieferanten.
Aber wie kommt man an den Punkt, an dem die Entscheidung offensichtlich ist? Man muss Daten sammeln, ein KI-Modell erstellen, das mehrere Faktoren berücksichtigen kann, und die so gewonnenen Erkenntnisse verarbeiten.
Interessanterweise haben Sie mit KI mehr Handlungsspielraum. Denn Sie wissen, welche Lieferanten am wenigsten CO2 produzieren, und auch warum. Sie können dann anderen Lieferanten, die an einer Partnerschaft mit Ihnen interessiert sind, Verbesserungen vorschlagen.
So helfen Lösungen für ein nachhaltiges Lieferkettenmanagement Unternehmen auf ihrem Weg zum grünen Wirtschaften. Anhand von fünf Anwendungsbeispielen gehen wir auf diesen Ansatz näher ein.
Nachhaltiges Lieferkettenmanagement ist ein Ansatz, der umweltfreundliche Methoden in das traditionelle Lieferkettenmanagement integriert. Ziel ist es, den Schaden zu verringern, der in jeder Phase der Produktherstellung – Einkauf, Produktion, Materialverwaltung, Vertrieb und Logistik – entsteht.
Warum sollten Unternehmen diesbezüglich Anstrengungen unternehmen? Es gibt eine wachsende Zahl staatlicher Vorschriften, die Unternehmen dazu zwingen, umweltbewusst zu handeln. Der Entwurf für das europäische Lieferkettengesetz zum Beispiel verpflichtet EU-Firmen dazu, ihre Zulieferer entlang der gesamten globalen Lieferkette zu überprüfen. Ziel ist es, die weltweite Einhaltung von geltenden Menschenrechts- und Umweltschutzstandards zu fördern, um eine fairere und nachhaltigere Weltwirtschaft sowie eine verantwortungsvolle Unternehmensführung zu erreichen.
Die angestrebte Transparenz wird sich wohl positiv auf den Ruf der Unternehmen und die Entscheidungen der Anleger auswirken. Um ihre Lieferketten umweltfreundlicher zu gestalten, müssen die Unternehmen analysieren, was in ihnen vor sich geht. Hier kommen fortschrittliche Technologien ins Spiel:
Schauen wir uns fünf Anwendungsbeispiele für nachhaltige Lieferkettenlösungen genauer an.
Weltweit wird ein Drittel der produzierten Lebensmittel weggeworfen. Das sind Lebensmittel im Wert von mehr als 1 Billion Dollar pro Jahr.
Dabei geht es aber nicht nur um die Produkte selbst, die nie verwendet werden. Es geht auch um die indirekte Verschwendung von Energie und Wasser, die für den Anbau, die Ernte, den Transport und die Verpackung der Lebensmittel benötigt werden. Und zu alledem kommt noch hinzu, dass die Lebensmittel, wenn sie auf Deponien landen und verrotten, Methan produzieren. Methan ist ein weitaus stärkeres Treibhausgas als CO2.
Eine der Hauptursachen für Lebensmittelabfälle sind Temperaturschwankungen während des Transports. Das ist nicht verwunderlich, denn unerwartete Verspätungen aufgrund von Verkehr oder schlechtem Wetter kommen nicht selten vor. Außerdem werden einige Kisten im LKW näher am Kühlsystem gestellt. Deshalb können Produkte, die auf ein und derselben Palette transportiert werden, unterschiedliche Frischegrade aufweisen. Ohne die Überwachung der Temperatur während des Transports sind Informationen zum Verfallsdatum also möglicherweise völlig irrelevant.
Mit IoT-Lösungen für die Kühlkette kann die Temperatur von Lebensmitteln auf dem Weg zur Ladentheke verfolgt werden. Später können Restaurants und Einzelhändler diese Daten nutzen, um Lebensmittel zum richtigen Zeitpunkt zu verkaufen oder zu verarbeiten und so Verschwendung vermeiden.
Das deutsche Unternehmen Kelvyn bietet IoT-basierte Lösungen für Kühlsysteme. Dank Überwachungssensoren wird die Kontrolle der Kühlsysteme automatisiert. Die Aufzeichnung der Daten verläuft unabhängig von Strom und Internetanschluss und die Arbeit mit temperaturempfindlichen Waren wie Lebensmitteln oder Medikamenten stellt keine so große Herausforderung mehr dar. Kelvyn erstellt digitale Logbücher mit Aufzeichnungen und Angaben zur Reinigung, wodurch der Papierkram entfällt und Kosten für die Wartung der Kühlsysteme reduziert werden. Es hilft der Lebensmittelindustrie, Gesundheits- und Sicherheitsstandards einzuhalten.
Der Verkehrssektor ist für ein Drittel aller Treibhausgasemissionen (THG) verantwortlich. Davon entfällt ein Drittel auf den Güterverkehr.
Lieferdrohnen können diese Emissionen um die Hälfte reduzieren.
Natürlich kann ein Lieferwagen mehr Pakete auf einmal transportieren als eine Drohne. Aber die Drohne braucht trotzdem viel weniger Energie, um die gleiche Menge an Waren zu transportieren.
Doch das sind längst noch nicht alle Vorteile der grünen Logistik mit Drohnen. Die Art und Weise, wie Lieferdrohnen funktionieren, kann ihren Energiebedarf senken. Dies ist möglich, weil sie sich auf KI stützen, um die effizientesten Lieferrouten zu erstellen.
Das schweizer Unternehmen RigiTech hat eine autonome Drohne für die schnelle Zustellung von Fracht entwickelt. Sie kann Fracht mit einem Gewicht von bis zu 2,5 kg in einem Umkreis von 100 km ausliefern. Die Lösung nutzt KI, um die kürzeste für Drohnenflüge zulässige Route zu ermitteln. Im Gegensatz zu Lieferautos und -lastwagen können Drohnen Städte, Flüsse, Seen und Berge umfliegen. Damit wird sichergestellt, dass zum Beispiel hitzeempfindliche Waren, wie Medikamente oder Impfstoffe ohne Verzögerungen zugestellt werden können.
Wenn Modemarken ihre Produkte als nachhaltig kennzeichnen, zeigen sie damit, dass sie biologische oder recycelte Materialien verwenden. Solche Kleidungsstücke sind in der Regel teurer, weil der Prozess so umweltschonend wie möglich gestaltet werden muss.
Aber ökologische Kleidung ist vielleicht nicht so umweltfreundlich, wie die Verbraucher denken. Erstens könnten einige Marken Nachhaltigkeit als Marketingtrick ausnutzen, um die Verbrauchersorgen um die Umwelt für sich zu nutzen. In der Tat sind 60 % der Werbung für nachhaltige Mode irreführend. Zweitens können die meisten Marken ihre Lieferanten nicht über die erste und zweite Stufe hinaus zurückverfolgen, so dass sie nicht ganz sicher sein können, dass sie saubere Materialien verwenden.
Blockchain hilft Unternehmen dabei, diese Herausforderungen zu bewältigen. Die Technologie zeichnet jeden Schritt der Produktherstellung auf, vom Rohmaterial bis zum Ladenregal. Ein weiterer Vorteil der Blockchain ist ihre Unveränderlichkeit. Einmal aufgezeichnete Daten können nicht mehr verändert werden. Somit bietet die Blockchain eine verifizierte Informationsquelle für alle Vorgänge in der Lieferkette.
TextileGenesis hat eine Blockchain-basierte Plattform für Modemarken entwickelt. Die Lösung prüft die Herkunft von Textilien und verwendet digitale Token als "Währung" für die gesamte Lieferkette. Token können nur von Faserherstellern entsprechend der produzierten Menge an Material erstellt werden. Sie ordnen jedem Kilogramm Faser einen Token zu. Anschließend geben sie die digitalen Münzen zusammen mit der produzierten Faser an den Kunden weiter.
Mit einer mobilen App können Marken, Einzelhändler und Kunden den Barcode scannen, um die Herkunft und den Weg eines Produkts zu verfolgen. Auf diese Weise können sie sicherstellen, dass das Produkt zu 100 % nachhaltig ist.
Ende 2022 trat in der EU eine Richtlinie über die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen (CSRD) in Kraft. Mehr als 50.00 Unternehmen müssen damit ihre Umweltauswirkungen, einschließlich der Emissionen in ihren Lieferketten, offenlegen. Diese Richtlinie betrifft auch US-Firmen, wenn sich mindestens eine ihrer Tochtergesellschaften in der EU befindet.
Die Berechnung der Emissionen in der Lieferkette ist ziemlich schwierig. Erstens dauert es sehr lange, weil eine riesige Datenmenge benötigt wird und diese Daten analysiert werden müssen. Die zweite Schwierigkeit ist der Mangel an Daten, vor allem wenn es um die Gewinnung, die Verarbeitung und den Transport von Materialien geht. KI kann Datenlücken schließen, was die Emissionsanalyse schneller und genauer macht.
Carbmee, ein Unternehmen aus Berlin, kombiniert KI und wissenschaftlich fundierte Lebenszyklusanalysen (LCA), um das Management von CO2-Emissionen in industriellen Wertschöpfungsketten zu automatisieren. Die Lösung von Carbmee visualisiert die Emissionsbilanz des Unternehmens, bietet Zugang zu mehreren Datenaufschlüsselungen und Aggregationsstufen und ermittelt die CO2-Emissionen konsistent über die gesamte Wertschöpfungskette.
Wenn Sie die CO2-Emissionen in Ihrer Lieferkette reduzieren wollen, gibt es in der Logistik viel Spielraum.
Sie könnten denken, dass die Wahl eines Spediteurs mit einer neueren, größeren und langsameren Flotte die beste Wahl ist. Damit könnten Sie die CO2-Emissionen um 30 % senken. Wenn Sie jedoch das richtige Verhältnis von Häfen und Verkehrsträgern wählen und eine Route von Tür zu Tür planen, können Sie eine viel größere Reduktion von 60 % erreichen. Künstliche Intelligenz kann Ihnen dabei helfen. Verlader können KI nutzen, um die CO2-Emissionen verschiedener Routen zu berechnen und die umweltfreundlichste Option zu wählen.
Searoutes hat einen KI-basierten "Öko-Rechner" für den Güterverkehr entwickelt. Er misst und vergleicht die Emissionen für verschiedene Transportarten. Zu diesem Zweck werden Geostandort, Motortyp und Wetter analysiert. Mit dieser Lösung können Verlader die Spediteure mit den niedrigsten CO2-Emissionen finden und ihre eigenen Emissionen reduzieren, um die Ziele einer grünen Lieferkette zu erreichen.
Die Vorgabe, die Umweltbelastung der Unternehmen zu reduzieren, mag eine Herausforderung für Unternehmer sein, aber diese Wende bringt auch Vorteile mit sich. Unternehmen können Abfälle reduzieren, schneller liefern und die Kundenbindung erhöhen. Außerdem können sie immer sicher sein, dass die verwendeten Materialien von guter Qualität sind.
Wir stehen Ihnen gerne zur Verfügung, wenn Sie Ihre Lieferkette umweltfreundlicher gestalten möchten. Schauen Sie sich die GreenTech-Lösungen von Softeq an, um zu sehen, wie wir Ihnen helfen können, nachhaltiger zu werden.