Autohersteller nehmen Probleme bei der Verkehrssicherheit in Angriff, indem sie ihre Fahrzeuge mit neuen ADAS-Funktionen ausstatten. Regierungen und NGOs unterstützen diese Bestrebungen mit neuen Gesetzen und Standards. Werfen wir einen Blick auf die beiden wichtigsten ADAS-Märkte mit ihren Trends und Vorschriften. Und schauen wir uns an, wie ADAS erfolgreich eingesetzt werden kann. Alles Wichtige zur technischen Seite der ADAS-Systeme erfahren Sie in unserem ersten Artikel zum Thema.
Hohe Nachfrage nach Sicherheitsfunktionen und gestiegene Anforderungen an den Fahrkomfort fördern das Wachstum des ADAS-Marktes. Strenge Sicherheitsregeln und -vorschriften unterstützen den Trend. Schauen Sie sich diese Zahlen an: Im Jahr 2018 wurde der globale Markt für Fahrerassistenzsysteme auf 40 Milliarden US-Dollar geschätzt. Bis 2026 wird er voraussichtlich 180 Milliarden erreichen, also um das 4,5-fache wachsen.
Was begünstigt den globalen ADAS-Markt?
Eins ist klar: Autonomes Fahren ist die Zukunft. Prognosen zufolge werden 15 % der im Jahr 2030 verkauften Autos vollautonom sein. Bis 2035 werden also jährlich etwa 95 Millionen selbstfahrende Autos verkauft werden.
Europa dominiert den gesamten ADAS-Markt mit einem Anteil von über 40 %. Das Euro New Car Assessment Programme (NCAP) ist ein verbraucherschutzorientiertes Programm zur Bewertung der Fahrzeugsicherheit. Sein Ziel ist es, den Einsatz von fortschrittlichen Sicherheitstechnologien zu erhöhen. Euro NCAP Advanced ist ein 2010 ins Leben gerufenes Bewertungssystem für wegweisende Sicherheitstechnologien. Es ergänzt die Sternebewertung von Euro NCAP. Autos mit ADAS-Systemen erhalten die Bestnote – 5 Sterne.
Einige ADAS-Systeme sind in der EU bereits Pflicht. Seit 2014 ist die Ausrüstung aller Neufahrzeuge mit elektronischer Stabilitätskontrolle (ESC) gesetzlich vorgeschrieben. Seit 2015 gilt die Ausrüstungspflicht mit automatischer Notbremsfunktion (AEB) für alle Nutzfahrzeuge. Die Europäische Kommission veröffentlichte eine Liste mit neuen Sicherheitssystemen, mit denen ab 2022 alle Neuwagen ausgestattet sein müssen. Es handelt sich dabei um Notbrems- und Spurhalteassistenzsysteme, Unfalldatenspeicher, Sicherheitsscheiben und Notbremssignale. Durch eine Vergrößerung des Bereiches des Kopfaufprallschutzes werden außerdem Fußgänger und Radfahrer besser geschützt.
Der US-amerikanische ADAS-Markt ist der zweitgrößte Markt mit einem Anteil von über 30 %. Dieser Markt wird auch durch das steigende Bewusstsein für Straßen- und Fahrzeugsicherheit im Land angetrieben. Die US-Regierung schrieb den Einbau folgender ADAS-Systeme in Neufahrzeuge vor: Abstandsregeltempomat, Querbewegungserkennung hinten, Fußgängererkennung vorne. Darüber hinaus kündigte das Insurance Institute for Highway Safety (IIHS) an, dass die automatische Notbremsfunktion (AEB) bis 2022 in allen neuen Personenkraftwagen enthalten sein wird.
Der Abstandsregeltempomat ist ein intelligentes System. Mit seiner Hilfe können Fahrer den jeweils optimalen Abstand zwischen Fahrzeugen einhalten. Fahrzeuge wiederum passen ihre Geschwindigkeit automatisch an, wenn sie sich anderen Verkehrsmitteln nähern.
Das System basiert auf einem Onboard-Radar oder einem Lasersensor, der sowohl in den Motor als auch in die Bremsen integriert ist. Wenn das System ein Fahrzeug auf der Fahrbahn erkennt, wird es automatisch langsamer. Wenn der Weg frei ist, beschleunigt es wieder auf die eingestellte Geschwindigkeit.
BMW, Honda, Nissan und Ford bieten herausragende Systeme, die auch in Stop-and-Go-Situationen reibungslos funktionieren und sanft reagieren. Sie verringern den Stress beim Autofahren, besonders wenn man lange Strecken durch belebte Stadtgebiete zurücklegen muss.
Dieses System hilft Fahrern, ihre Fahrzeuge in der Fahrspur zu halten und reduziert somit Unfälle auf der Straße. Möglich ist dies durch eine kleine Kamera in der Nähe des Rückspiegels, die verschiedene Fahrbahnmarkierungen erkennt. Sollte der Fahrer beim Fahrspurwechsel den Blinker vergessen, löst das System einen Alarm aus.
Bis zu 7 % aller Unfälle mit Verletzten und Toten können durch Spurhalteassistenten verhindert werden. Heute sind diese Systeme bei 63 % der neuen Pkw-Serien in den USA erhältlich: Als Standard- (6 %) oder Sonderausstattung (57 %).
Kollisionswarnsysteme sind fahrzeuginterne elektronische Systeme, die den Fahrer vor einem Zusammenstoß mit einem anderen Fahrzeug oder Objekt auf der Fahrbahn warnen. Sie arbeiten mit einem integrierten Radar-, Laser- und Kamerasystem, um akustische, visuelle und haptische Warnungen zu erzeugen. Diese Systeme messen den Abstand, die Winkelrichtung und die relative Geschwindigkeit zwischen den beiden Fahrzeugen. Einige Kollisionswarnsysteme sind in Abstandsregeltempomate integriert, um die Fahrzeuggeschwindigkeit zu verlangsamen, wenn ein anderes Fahrzeug erkannt wird, das vorausfährt oder sich in der Nähe befindet.
Diese Systeme können zwar nicht jeden Unfall verhindern, aber es ist erwiesen, dass sie das Risiko eines Zusammenpralls deutlich verringern.
Dieses System verwendet Ultraschallsensoren an den vorderen und hinteren Stoßstangen des Fahrzeugs, um Hindernisse beim Einparken zu erkennen und vor ihnen zu warnen. Zudem ist eine Rückfahrkamera in das System integriert, die beim Einparken visuelle Unterstützung bietet. Das System erfasst den Abstand zwischen dem Fahrzeug und dem Hindernis.
Laut einer Studie von Bosch sind heute 55 % der neuen Pkw mit irgendeiner Art von Parkassistenten ausgestattet – von Parksensoren bis hin zu völlig automatisierten Einparkhilfen. Ihre Zahl wächst exponentiell.
Systeme zur Fußgängererkennung mit Nachtsicht sind mit Wärmekameras und Ferninfrarotsensoren ausgestattet, die Wärmestrahlung von der Vorderseite des Fahrzeugs erfassen und Lebewesen von anderen Objekten, Bäumen und Verkehrszeichen auf Gehwegen und Fahrbahnen unterscheiden.
Fortschrittliche Automobilunternehmen wie Toyota, Tesla und Honda implementieren hochpräzise KI-basierte und Computer-Vision-Technologien zur Fußgängererkennung, um menschliche Bewegungen vor dem Fahrzeug zu erkennen und den Fahrer zu warnen. Einige bremsen in einer Gefahrensituation sogar automatisch.
Der Reifendruck ist ein wichtiger Parameter für die Fahrzeugfederung und die Sicherheit auf der Straße. Ungleichmäßiger Reifendruck führt zu geringerer Kilometerleistung, zu mehr Emissionen, zu einer kürzeren Lebensdauer des Reifenprofils und zu Reifenpannen, was wiederum schwere Verkehrsunfälle zur Folge haben kann. Reifendruckkontrollsysteme (RDKS) sind wichtige ADAS-Systeme: Sie warnen den Fahrer, wenn ein Reifen zu wenig Druck hat.
Indirekte RDKS messen die Drehzahl der Räder. Bei einsetzendem Druckverlust verringert sich der Außendurchmesser des Reifens. Dabei erhöht sich die Drehzahl des Rades im Verhältnis zu den anderen Rädern. In diesem Fall wird der Fahrer durch das System gewarnt. Direkte RDKS sind Drucksensoren, die an jedem Reifen angebracht sind und den tatsächlichen Druck in jedem Reifen messen.
Es wird erwartet, dass der globale Markt für RDKS bis 2025 20,8 Mrd. US-Dollar erreichen wird, angetrieben durch die Sicherheitsvorschriften für den Reifendruck und den allgemeinen Trend zur Elektronifizierung, der RDKS zu einem Ausgangspunkt für die Entwicklung von komplett elektronischen Reifen in der Zukunft macht.
Die Echtzeit-Verkehrszeichenerkennung hilft dem Fahrer, sowohl die Verkehrszeichen als auch die Verkehrsregeln zu befolgen. Diese Systeme sind mit nach vorne gerichteten Kameras ausgestattet, um die Verkehrszeichen auf der Straße zu erkennen. Echtzeit-Daten von den Frontkameras mit Bildverarbeitungs-, Computer-Vision- und Bilderkennungsalgorithmen helfen diesem System, die Verkehrszeichen zu identifizieren und sie auf dem Infotainment-Display anzuzeigen.
Das System ist bei Audi, Mercedes S- und E-Klasse weit verbreitet, und auch BMW verwendet es als Option. Volvo – immer an der Spitze der Sicherheitssysteme – bietet das System entweder optional oder serienmäßig in seinem gesamten Sortiment an.
Die Automobilindustrie ist schon lange ein Ort für innovative Fahr- und Sicherheitslösungen. Heute bereitet sich die Branche darauf vor, noch anspruchsvollere Produkte mit noch fortschrittlicheren Funktionen zu bieten. Um die Sicherheit im Straßenverkehr zu erhöhen, schreiben Regierungen jetzt mehr Funktionen auf gesetzlicher Ebene vor. Benötigen Sie Hilfe bei der Entwicklung einer ADAS-Lösung? Wenden Sie sich an unser Entwicklungsteam.