2020 war ein chaotisches Jahr. Um die Coronakrise zu überleben, mussten viele Unternehmen auf Remote-Arbeit umstellen, ihre Geschäftsstrategien überarbeiten, neue Dienstleistungen anbieten und neue Lösungen entwickeln. Die plötzlich verstärkt einsetzende Digitalisierung verkürzte die durchschnittliche Lebensdauer eines Unternehmens bereits auf weniger als 20 Jahre (in den 1950er Jahren waren es noch 60 Jahre).
Einigen Unternehmen blieb es nichts anderes übrig, als ihre Türen für immer zu schließen. Andere passten sich an und erzielten sogar höhere Umsätze dank ihrer Widerstandsfähigkeit, Flexibilität und der Implementierung revolutionärer Technologien wie KI und Computer Vision, Mixed Reality und Robotik.
Werfen wir einen Blick auf dieses turbulente Jahr: Was waren die wichtigsten Technologietrends im Jahr 2020? Und welche Trends werden das Jahr 2021 prägen?
Technologielösungen spielen in Unternehmen längst keine rein unterstützende Rolle mehr – sie sind jetzt ein wichtiger Bestandteil der Unternehmensstrategie. In einer Zeit der Umbrüche müssen Unternehmen mit den neuesten Technologietrends Schritt halten und sich transformieren, um zu überleben. Der Einsatz von Robotik oder Augmented Reality kann Unternehmen auf vielfältige Weise dabei unterstützen, ihre Geschäftsziele zu erreichen: Zielgruppen zufriedenzustellen, die Effizienz des Teams zu steigern oder das Geschäft auf neue Märkte auszuweiten. Die Aufgabe für Unternehmen im Jahr 2021 besteht also darin, Tech-Komponenten in die bestehende Geschäftsstrategie einzubauen, sofern noch nicht geschehen.
Die globale Pandemie hat Kundengewohnheiten verändert und den Tech-Bereich stark umgekrempelt. Vor allem folgende Branchen schnitten 2020 gut ab und können Unternehmen bei ihrer digitalen Transformation helfen:
Im Jahr 2021 wird die Digitalisierung weiter beschleunigt, dabei werden folgende neue Technologien eingesetzt:
a) AIoT. Dieser Trend beinhaltet die Kombination aus KI und IoT: Mit dem Internet vernetzte Lösungen generieren erhebliche Datenmengen, und KI-Technologien helfen Geräten, das Nutzerverhalten zu verstehen und menschenähnliche Aufgaben auszuführen.
Intelligente Überwachung, autonome Fahrzeuge und Geräte für Zugriffsschutz sind nur einige Beispiele für AIoT in der Praxis. Tech-Giganten wie Amazon, Apple und Google erweitern bereits ihre IoT-Lösungen mit Techniken der künstlichen Intelligenz: Alexa, Siri und Google Assistant sind bekannte Beispiele in diesem Marktsegment. Die Kombination aus KI und IoT setzt sich auch im Transportwesen, in der Analytik für Einzelhandel und in der Robotik durch.
Forrester unterstreicht den wachsenden Bedarf an einem ethischen und verantwortungsvollen Umgang mit künstlicher Intelligenz. Unternehmen, die maschinelles Lernen und andere KI-Techniken einsetzen, werden verstärkt auf Vertrauen, Transparenz und ethische Folgen achten und Technologiepartner wählen, die ähnliche Prinzipien und Werte vertreten, so die Forscher.
b) Selbstgesteuerte Drohnen. Drohnen bieten Vorteile für verschiedene Branchen, wie z. B. die Öl- und Gasindustrie, das Baugewerbe und die Landwirtschaft. Drohnen helfen Öl- und Gasunternehmen, kilometerlange Pipelines zu überwachen, den Fortschritt auf Baustellen zu verfolgen und Agronomen beim Pflanzen, Bewässern und Überwachen von Pflanzen zu unterstützen. Experten sagen voraus, dass die Drohnenindustrie bis 2040 1,5 Billionen Dollar Umsatz erreichen wird.
CompTIA benennt folgende Top-Technologietrends für 2021:
Einem Forrester-Bericht zufolge ist die zunehmende Rolle von Cloud-nativen Technologien bei Geschäftsinnovationen einer der Trends, die im kommenden Jahr die Digitalisierung in Unternehmen beschleunigen werden. Cloud-Services werden der wichtigste Treiber der Branche für digitale Transformation bleiben. Laut Research and Markets wird der globale Markt von 469,8 Milliarden im Jahr 2020 auf 1009,8 Milliarden US-Dollar im Jahr 2025 anwachsen.
Die Cloud-Technologie wurde zu einem grundlegenden Tech-Stack für jede Art von IT-Lösung – von mobilen Apps bis hin zu Smart Devices. Die Integration von Cloud-Komponenten bringt zahlreiche Vorteile mit sich. Darunter der Zugriff auf Daten von jedem Ort der Welt, die Möglichkeit, Daten zu sichern und wiederherzustellen und die Speicherkapazität zu erweitern, sowie Kosteneinsparungen im Vergleich zur Wartung teurer Systeme und Geräte.
Im Vergleich zur zuverlässigeren Alternative – Edge Computing – stößt Cloud Computing jedoch an seine Grenzen. Die Cloud-Technologie funktioniert besonders gut mit einer begrenzten Anzahl von Geräten, aber vernetzte Geräte drängen exponentiell auf den Markt. Eine Welle neuer Technologien wie 5G wird eine neue Ära des massiven Datenaustauschs einläuten. Statista prognostiziert, dass im Jahr 2025 weltweit 75 Milliarden IoT-Geräte installiert sein werden, das entspricht einer Verdreifachung gegenüber 2019. Gleichzeitig erfordert die Verarbeitung großer Datenmengen in der Cloud erhebliche Investitionen.
Edge Computing bedeutet den Aufbau einer verteilten, dezentralen Netzwerkarchitektur. Eine intelligente Kombination aus Edge Computing und KI-Technologien ermöglicht es, von Geräten generierte Daten lokal oder auf dem nächstgelegenen Server mithilfe von KI-Algorithmen zu verarbeiten. Anschauliche Beispiele für KI-fähige Edge-Geräte sind intelligente Lautsprecher, Automobilsysteme, Drohnen und Sicherheitskameras. Bis 2022 werden laut einer Studie von Frost & Sullivan 90 % der Industrieunternehmen Daten über Edge Computing verarbeiten.
„In den nächsten drei bis fünf Jahren werden Unternehmen ihre Cloud-Strategie dahingehend ändern, dass sie mehr Edge-Services von mehr Anbietern einbeziehen und die Marktdominanz der Public-Cloud-Anbieter herausfordern“, so Forrester.
Das Internet of Behavior (IoB), das Technologie, Datenanalyse und Verhaltenswissenschaft kombiniert, ist einer der aufkommenden Trends. Laut Gartner wird die Hälfte der Weltbevölkerung bis Ende 2025 mindestens einem IoB-Programm ausgesetzt sein.
Mit dem IoB-Ansatz können Unternehmen Erkenntnisse über Vorlieben und Verhalten der Nutzer gewinnen. Dies ermöglichen Lösungen, die sich auf individuelle Erfahrungen konzentrieren, wie Standortverfolgung und Gesichtserkennung. Diese Daten helfen dabei, gezielte Werbung zu erstellen, Messaging-Strategien zu verbessern und neue Produkte und Dienstleistungen einzuführen. Ein Beispiel für eine typische IoB-Lösung sind Sportler, die intelligente Kleidung tragen. Sie misst ihre Herzfrequenz, die tägliche Schrittzahl und die verbrannten Kalorien.
Das Internet of Behavior bereichert Unternehmen in vielerlei Hinsicht. Beispielsweise können IoB-Lösungen eine Alternative zu Kundenbefragungen sein. Durch die Analyse der Daten, die über tragbare Geräte, intelligente digitale Beschilderung und mobile Anwendungen erfasst werden, können Marken intelligentere Vorhersagen über Kundenpräferenzen wie Ernährungsgewohnheiten und Reiseziele treffen und Verhaltensmuster von Mitarbeitern aufdecken. Es ist hilfreich, das Nutzerverhalten zu beobachten, das sich durch soziale Distanzierung und Selbstisolierung signifikant verändert. Diese Muster können genutzt werden, um Strategien umzugestalten, zum Beispiel, um von Fingerabdruckscannern zu Gesichtserkennungstools bei der Zugangskontrolle zu wechseln.
Die Verwendung von mit dem Internet vernetzten Geräten ist mit dem Risiko von Cyberangriffen und Sicherheitslücken verbunden. Ein Nutzer hat geschützten Zugang zu jeder digitalen Umgebung mit einem Cybersecurity Mesh, das die Organisation einer flexiblen, skalierbaren und zuverlässigen Sicherheitskontrolle umfasst.
Dieser Trend beinhaltet ein Zero-Trust-Framework, wörtlich übersetzt „niemals vertrauen, sondern immer überprüfen“. Er verlangt von den Nutzern, dass sie ihre Zugriffsrechte autorisieren, authentifizieren und kontinuierlich validieren. Multifaktor-Authentifizierung ist eine der Technologien, die hinter diesem Ansatz stehen. ML-Algorithmen und Datenanalysetechniken helfen Anbietern von Cybersicherheitssoftware, Sicherheitsrisiken aufzudecken und zu verhindern, dass Systeme angegriffen werden. Die Zahl der Cyberangriffe wird mit dem exponentiell wachsenden Datenvolumen und den verfügbaren Datensätzen steigen und neue Investitionen und Skills erfordern. Der Markt für KI im Bereich Cybersicherheit wird bis 2026 voraussichtlich ein Volumen von 38,2 Milliarden US-Dollar erreichen.
Im Jahr 2020 wurde der Begriff „Home-Office“ erzwungenermaßen zum Trendwort – im kommenden Jahr werden Teams lernen, wie sie das Remote-Arbeiten als Option und nicht als Muss betrachten können. Laut Gartner müssen Unternehmen bereit sein, ihren Betrieb überall durchzuführen und ihre Kunden überall zu unterstützen. Flexibilität steht für die Fähigkeit, den Arbeitsablauf an alle Veränderungen anzupassen, Resilienz steht für Widerstandsfähigkeit gegen Störungen – diese beiden Eigenschaften sind entscheidend für Unternehmen im Jahr 2021 und darüber hinaus. Forrester prognostiziert auch, dass große Unternehmen im nächsten Jahrzehnt noch besser hyperlokal operieren können.
Harvard Business Review stellte die wichtigsten Prinzipien resilienter Organisationen zusammen:
Wenn wir über einzelne Fachkräfte sprechen, konzentrieren sich Unternehmen bei der Einstellung neben den fachlichen Kompetenzen auch auf die geschäftlichen Fähigkeiten. Fähigkeiten, Kommunikation zu führen, eine Präsentation zu erstellen oder ein Team zu organisieren, sind heute nicht nur für HR- oder Marketingspezialisten ein Muss, sondern auch für Techies.
Die Frage der Regelung der Tech-Industrie wird in den USA schon seit Jahren diskutiert und wird definitiv einer der Top-Technologietrends in der Wirtschaft im nächsten Jahr sein. In den letzten Jahren begann die Regierung, dem potenziellen Schaden, der von verschiedenen IT-Lösungen für die Gesellschaft ausgeht, mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Dazu gehören mehrere DDoS-Angriffe, die gleichzeitig Tausende von Heimroutern oder IP-Kameras mit Malware infizieren, Highjacking von schlecht gesicherten IoT-Geräten sowie Online-Betrug, Scams und Sicherheitsverletzungen, die während der Pandemie entstanden.
Auf dem EU-Markt müssen Unternehmen die DSGVO-Verordnung einhalten. Dies vereinheitlicht EU-weit alle Regeln zur Verarbeitung personenbezogener Daten durch die meisten Datenverarbeiter, sowohl private wie öffentliche.
Studien belegen, dass alle Geschlechter gleich gut im Rechnen sind, aber der Frauenanteil in den meisten MINT-Berufen in Deutschland bleibt viel geringer als der der Männer. In den USA lag die Arbeitslosenquote bei Afroamerikanern im November 2020 bei fast 11 Prozent, gegenüber 6 Prozent bei weißen Amerikanern. Im Jahr 2021 werden sich die Anstrengungen für mehr Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung aufgrund von Geschlecht oder ethnischer Herkunft fortsetzen.
Unternehmen können Chancengleichheit für alle Gruppen bei der Einstellung der Fachkräfte und auch in Bezug auf ihre Produkte und Dienstleistungen demonstrieren. Ein Beispiel ist die Reaktion der Tech-Giganten auf die Ermordung von George Floyd und die folgenden landesweiten Proteste. Amazon, IBM und Microsoft pausierten den Verkauf ihrer Gesichtserkennungssoftware an Strafverfolgungsbehörden zur Massenüberwachung. Zuvor hatte die mangelnde Genauigkeit von KI-Algorithmen Bedenken über den ethischen Einsatz der Technologie zur Gesichtserkennung ausgelöst.
Obwohl der Tech-Sektor während der Pandemie besser abschnitt als viele andere Branchen, brachte die Welt der Unsicherheit und der digitalen Beschleunigung neue Herausforderungen. Einige der Top-Trends in der Unternehmenstechnologie wie Hyper-Automatisierung, Cloud Computing und KI-Entwicklung werden uns auch 2021 begleiten. Andere, die als Reaktion auf die COVID-19-Pandemie auftraten, veränderten die Nutzergewohnheiten und brachten Unternehmen dazu, ihre Strategien umzugestalten, um über Wasser zu bleiben und Gewinne zu erwirtschaften. Insgesamt decken die Top-Tech-Trends für 2021 – von der Verbreitung der IoB-Lösungen bis hin zur Vernetzung der Cybersecurity – laut Gartner drei Hauptthemen ab: