KI im Tourismus: 5 Lösungen für eine bessere Reiseerfahrung

Seit der Einführung von ChatGPT ist die Künstliche Intelligenz (KI) in aller Munde. Leute, die sich zuvor nicht mit der Technologie auseinandergesetzt haben, staunen, was dieser smarte Chatbot alles kann. Doch KI gibt es schon länger und erweist sich in immer mehr Branchen als Schlüsseltechnologie. In der Vergangenheit haben wir zu KI-gesteuerten Wearables im Gesundheitswesen und über erfolgreiche KI-Lösungen im Transportsektor geschrieben. 

KI im Tourismus schafft Raum für neue Akteure 

Auch im Tourismus hat KI längst Einzug gehalten – und zwar lange bevor Menschen damit begannen, ChatGTP ihre Reise planen zu lassen. KI bestimmt zu einem wachsenden Teil, wie Menschen reisen und welche Entscheidungen sie dabei treffen. Ein Beispiel ist die immer stärkere Personalisierung von Reiseangeboten, die durch die Analyse von Kundenpräferenzen mit KI-basierten Lösungen möglich ist. Diese Lösungen tragen wesentlich zum Erfolg großer Reiseplattformen wie booking.com oder Airbnb bei. Doch nicht nur der Buchungsprozess, sondern auch die sichere Lagerung des Gepäcks oder das gastronomische Angebot am Reiseziel werden zunehmend von KI bestimmt, zum Beispiel in Form von Bedienrobotern oder Robotern im Restaurant. Die untenstehende Übersicht zeigt, dass die deutschen Nutzer für die neuen Technologien bereit sind:

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Die Reisebranche war lange Zeit eine relativ in sich geschlossene Branche, aber die neuen Technologien ermöglichen den Markteintritt neuer Akteure. KI wird von innovativen Technologien wie Internet of Things (IoT), Machine Learning (ML) und Computer Vision (CV) unterstützt, die intensives Expertenwissen fordern. Dieses Wissen ist in der Reisebranche sehr begrenzt vorhanden. 

Für Tech-Firmen hat die Reisebranche also ein enormes Potential, denn:

  • Den meisten Firmen in der Tourismusbranche fehlt es an internem Tech Know-How.
  • Es gibt relativ wenig Konkurrenz.
  • Vorhandene KI-Lösungen sind noch nicht so weit entwickelt wie z.B. im Gesundheitswesen, so dass es viel Raum für Kreativität und Innovation gibt.
  • Die Gewinnmarge ist groß und wird immer größer. Laut Statista lag das Marktvolumen im Bereich ‘Virtueller Tourismus’ im Jahr 2021 bei etwa 5 Mrd. US-Dollar, im Jahr 2027 soll ein Marktvolumen von 24,1 Mrd. US-Dollar erreicht werden. 

In den nächsten Absätzen stellen wir fünf Use Cases vor, die zeigen, wo die Potentiale für KI im Tourismus liegen. 

Use Case 1: KI-Reiseplaner erstellen personalisierte Angebote

Nutzer, die regelmäßig im Internet surfen, in sozialen Medien aktiv sind und/oder Produkte online bestellen, haben sich in den letzten Jahren an ein zunehmend personalisiertes Angebot gewöhnt. Die Werbung entspricht den persönlichen Vorlieben, und Webshops, bei denen in der Vergangenheit bestellt wurde, schlagen neue Bestellungen vor, die immer besser zum eigenen Geschmack passen. Die Aussage ‘Das Internet weiß irgendwie besser, was ich brauche, als ich es selbst weiß’ ist meist scherzhaft gemeint, scheint aber zunehmend zuzutreffen.

Künstliche Intelligenz ist die treibende Kraft hinter der Personalisierung von Online-Angeboten. KI analysiert Klicks, Warenkorbinhalte, frühere Bestellungen, Suchanfragen und alle bekannten persönlichen Daten und entwickelt so ein wachsendes Verständnis für die Bedürfnisse der Nutzer. Das personalisierte Angebot geht dabei über reine Produktempfehlungen hinaus und umfasst beispielsweise auch Produktbeschreibungen, die Reihenfolge der Navigation oder den Inhalt von Newslettern.

Auch in der Tourismusbranche spielt die Personalisierung des Angebots eine Schlüsselrolle. Moderne Nutzer wollen nicht tagelang Hunderte von Reisezielen bei Dutzenden von Anbietern durchforsten, sondern verlassen sich lieber auf eine Plattform, die genau versteht, wie ihre nächste Traumreise aussehen soll. Die Online-Reiseagentur Booking.com schafft genau das. 

Praxisbeispiel: KI verhalf Booking.com zum Erfolg

Die 1996 in den Niederlanden gegründete Reise-Plattform Booking.com bietet über 28 Millionen Unterkünfte in zahlreichen Ländern an. 2022 erwirtschaftete das Unternehmen einen Nettogewinn von 2,9 Milliarden Euro und es wächst deutlich schneller als die Konkurrenz. Wie ist das möglich?

Booking.com hat sehr früh damit begonnen, KI in allen Unternehmensbereichen einzusetzen. Auf der Plattform, die es sowohl als Desktop-Version als auch als App gibt, tragen verschiedene innovative KI-Lösungen zu einer starken Personalisierung bei. Diese Personalisierung basiert auf aggregierten Daten von Nutzern mit einem ähnlichen Profil sowie auf den persönlichen Daten, die von den Nutzern bekannt sind. 

Die Personalisierung fängt an, sobald die Nutzer die Startseite von Booking.com öffnen. Angebote, Bilder, vorgeschlagene Lieblingsorte anderer Nutzer und deren Reihenfolge sind alle personalisiert. Es gibt außerdem Banner, die den Vor- oder Nachnamen des Nutzers anzeigen und so für eine persönliche Begrüßung sorgen. Bei der späteren Suche werden Faktoren wie die Nähe einer Unterkunft zum Stadtzentrum, Filteroptionen oder alternative Buchungszeiträume an die bekannten Präferenzen des Nutzers angepasst. Selbst die angezeigten Kundenbewertungen unterscheiden sich: Die KI sucht aus allen vorhandenen Bewertungen Begriffe heraus, die zum Suchverhalten des Nutzers passen.

Dank der KI-gesteuerten Personalisierung finden Booking.com-Nutzer schnell eine passende Unterkunft und kehren auch für spätere Buchungen wieder zurück.

Use Case 2: KI-gesteuerte Bedienroboter lösen aktuelle Probleme im Gastrobereich

In der Produktion übernehmen smarte Roboter bereits Aufgaben wie Montage, Maschinenbeschickung und Qualitätskontrolle, im Gesundheitswesen unterstützen Roboter Ärzte bei der Diagnose und Behandlung von Patienten. Auch im Tourismus- und Gastronomiebereich werden Roboter verstärkt eingesetzt. 

Die Roboter im Restaurant sind per Sensor gesteuert und werden so programmiert, dass sie sich an in der Decke und den Wänden eingelassenen Punkten orientieren und Hindernisse umfahren können. Dass Bedienroboter einen echten Mehrwert bieten, zeigt beispielsweise der führende Ferienparkbetreiber Landal GreenParks. Im Jahr 2022 hat das Unternehmen in elf niederländischen, fünf deutschen und drei dänischen Parks Roboter als Kellner eingeführt.

Praxisbeispiel: Roboter als Kellner bei Landal GreenParks

Wie im gesamten Gastrobereich ist auch bei Landal GreenParks die Personalsituation angespannt. Um die Mitarbeiter zu entlasten und die Möglichkeiten der Digitalisierung auszunutzen, beschloss das Unternehmen, Roboter in der Gastronomie einzusetzen. Das sieht ungefähr so aus: 

  • Der Bedienroboter BellaBot bringt das Essen aus der Küche an den Tisch, wo das Servicepersonal ihr die Teller abnimmt und auf den Tisch stellt.
  • HollaBot unterstützt beim Abräumen des Tisches und bringt das Geschirr wieder in die Küche.

Auf Wunsch können die beiden Bedienroboter auch Lieder singen und mit den Gästen fotografiert werden. 

Auch wenn das Unternehmen erst seit 2022 Roboter einsetzt, sind die Vorteile schon jetzt sichtbar. Das Personal braucht keine schweren Tabletts mit Geschirr mehr zu tragen, kann große Gruppen einfacher bedienen und hat kürzere Wege. Für die Gäste bedeutet es, dass sie ihre Bestellungen schneller bekommen und zudem ein einzigartiges Gastro-Erlebnis haben.

Use Case 3: Besucherlenkung entlastet beliebte Urlaubsziele

Beliebte Städte wie Amsterdam, Paris, Venedig oder Barcelona haben vor allem in der Hochsaison mit einem extrem hohen Besucherandrang zu kämpfen. Dies führt zu Problemen wie Staus, Vermüllung der Innenstädte und einem unangenehmen Wohnklima für die Bewohner. 

Eine Lösung für dieses Problem ist die intelligente Besucherlenkung. Hierbei werden Sensoren in der Stadt platziert, die genau erkennen, welche Orte zu welchen Zeiten überfüllt sind. Wenn diese Informationen an die Besucher weitergeleitet werden, können diese andere Entscheidungen treffen und sich für ein anderes Ziel entscheiden.

In Deutschland wird die Besucherlenkung im Tourismus an bestimmten Orten bereits eingesetzt. So hat das Bundesland Bayern den digitalen Ausflugsticker, der genau anzeigt, an welchen Stellen es gerade voll ist und was mögliche Alternativen sind. Der Strandticker an der Lübecker Bucht gibt die aktuelle Auslastung der Ostseestrände wieder, sodass Gäste entspannt einen ruhigen Strandplatz finden können und die Natur nicht überlastet wird.  

Die digitale Besucherlenkung ist nur dank Innovationen im Bereich des Maschinellen Lernens und der Computer Vision möglich. Wie diese beiden KI-Technologien optimal eingesetzt werden können, zeigt die Stadt Venedig. 

Praxisbeispiel: Venedig setzt auf Maschinelles Lernen

Die Stadt Venedig hat 39 Sensoren am Wasser und 35 Sensoren in der Innenstadt installiert, um einen Überblick über die Besucherströme zu erhalten. Mit Hilfe von Computer Vision erfassen die Sensoren die Anzahl der Personen, deren Schrittgeschwindigkeit und ob es sich um Kinder oder Erwachsene handelt. Außerdem werden Echtzeitdaten der öffentlichen Verkehrsmittel und Daten über den motorisierten Verkehr gesammelt.

Die vielen Daten werden mit einem Algorithmus analysiert, der von Maschinellem Lernen unterstützt wird: Je mehr Daten zur Verfügung stehen, desto besser können Muster erkannt werden.

Diese Muster helfen der Stadt, die Besucherströme in Zukunft auf allen Ebenen effektiver zu regulieren. Zu Stoßzeiten können Verkehrsströme umgeleitet, Reservierungen für beliebte Sehenswürdigkeiten eingeführt und Eintrittskarten für Tagestouristen verkauft werden. Auch Notfalleinsätze können besser koordiniert werden, z. B. indem Krankenwagen die am wenigsten befahrenen Routen benutzen.

Use Case 4: Intelligente Routenplaner 

Immer mehr Menschen verzichten auf ein eigenes Auto und schließen sich dem Shared Mobility Trend an. Im Alltag kombinieren sie verschiedene Transportmöglichkeiten, um von A nach B zu kommen und auch im Urlaub setzt sich dieser Trend durch. Laut der Studie ‘Digitaler Tourismus 2022: So smart reisen die Deutschen’ nutzen 48 Prozent der Urlauber mindestens ein Sharing-Angebot, nämlich E-Scooter, Leih-Fahrrad, Car- oder Ridesharing oder Carpooling.

Um diesen Trend zu unterstützen, werden intelligente Reiseplaner benötigt, die durch Technologien wie KI und Machine Learning unterstützt werden. Smarte KI-Routenplaner zeigen zusammenhängende Reiserouten mit verschiedenen Verkehrsmitteln an und erleichtern sowohl die Hin- und Rückreise als auch die Routenplanung am Zielort. 

Ein spannendes Beispiel ist die App Moovit.

Praxisbeispiel: Moovit zeigt klare Verkehrsmeldungen dank NLP 

Moovit ist eine App für urbane Mobilität, die ihren Nutzern die besten Routen mit Bus, Bahn, U-Bahn, Fahrrad, Roller oder anderen Verkehrsmitteln anzeigt. Moovit wurde 2012 in Israel gegründet und 2020 für 900 Millionen Dollar von Intel übernommen. Die App hat weltweit mehr als 1,3 Milliarden Nutzer und wird in 3.500 Städten eingesetzt. Wie kam es zu diesem Erfolg?

Moovit setzt auf innovative KI-Lösungen, um die besten Routen anzeigen zu können. Dazu werden die Daten von Millionen von Nutzern, Sensoren und Fahrplänen analysiert und mit aktuellen Informationen zu Verkehrslage, Baustellen, Verspätungen und anderen Faktoren, die eine Fahrt beeinträchtigen können, ergänzt. Intelligente Algorithmen verknüpfen diese Daten zu konkreten Empfehlungen.

Was die App so beliebt macht, sind die qualitativ hochwertigen Warnungen, die den Nutzern angezeigt werden, wenn die vorgeschlagene Route aufgrund von Verkehrsproblemen nicht mehr optimal funktioniert. Um diese Warnungen in Echtzeit und vor allem kurz und prägnant anzeigen zu können, nutzt Moovit eine spezielle Form der KI, das Natural Language Processing (NLP). NLP-Technologien analysieren die verschiedenen Verkehrsmeldungen aus den zahlreichen Quellen, auf die Moovit zurückgreift, und setzen sie in kurze, klare Anweisungen um. So wird zum Beispiel aus ‘Die Linie 46 kommt 10 Minuten später, weil es einen Unfall mit einem Fuchs gab’: ‘Ersetzen Sie die Linie 46 durch die Linie 5’.

Dank Moovit kommen die Nutzer schneller ans Ziel und in den Städten lohnt es sich immer weniger, ein eigenes Auto zu besitzen. Das macht das Reisen nicht nur angenehmer, sondern auch nachhaltiger.

Use Case 5: Reduzierung von Gepäckverlusten

Personalmangel an Flughäfen führt immer öfter zu Problemen mit dem Gepäck. Koffer kommen viel zu spät am Zielort an oder gehen im schlimmsten Fall ganz verloren. Am Flughafen Hannover hat sich die Zahl der verlorenen Koffer sogar verfünffacht

Auch in Zügen und Bussen gehen immer mal wieder Koffer verloren, vor allem in der Hochsaison, wenn viele Passagiere unterwegs sind. In den meisten Fällen ist dies keine Absicht: Wenn der Zug voll und die Umsteigezeit knapp ist, dann kann es schon mal passieren, dass zum verkehrten Gepäckstück gegriffen wird. 

Für die Reisenden bedeuten diese Verluste Stress, für die Verkehrsunternehmen können sie zu einem Reputationsschaden führen. Dass KI auch in diesem Bereich sehr hilfreich sein kann, zeigt unser nächstes Praxisbeispiel.

Praxisbeispiel: Eine innovative Lösung gegen Kofferdiebstahl

Für einen Kunden in Südeuropa hat Softeq ein System zur Reduzierung von Gepäckverlusten entwickelt. Es besteht aus drei Kameras, die den Gepäckraum scannen und die Daten in Echtzeit an einen Computer übertragen. 

Wenn ein Fahrgast sein Gepäck in das Abteil legt, registriert er es mit seinem Handy. Er erhält ein Bild seines Koffers und muss mit einem Code bestätigen, dass es sich tatsächlich um seinen Koffer handelt. Wird der Koffer am Ende der Reise wieder abgeholt, erhält der Besitzer einen zweiten Code. Nach Eingabe dieses Codes weiß das System, dass der Koffer von seinem Besitzer mitgenommen wurde. Wird der Koffer jedoch mitgenommen, ohne dass der Code eingegeben wurde, kann es sich um einen Diebstahl handeln. Der Besitzer des Koffers erhält eine Nachricht: ‘Jemand hat Ihr Gepäck mitgenommen’.

Die Lösung basiert auf Computer Vision, mit der das System erkennt, welcher Koffer zu wem gehört. Dazu hat Softeq eine umfangreiche Datenbank mit Dutzenden verschiedener Gepäckstücke angelegt.

Die Lösung eignet sich für alle verschiedenen Orte, an denen Gepäck gelagert wird. Außerdem kann die Lösung an die Bedürfnisse der verschiedenen Kunden angepasst werden. So kann z. B. bei einer Bahn- oder Zuggesellschaft der PIN-Code durch die Ticketnummer ersetzt werden.

Zusammengefasst

Auch im Tourismus ist KI auf dem Vormarsch. Bedienroboter unterstützen bei Personalmangel, KI-Reiseplaner erstellen personalisierte Angebote und Besucherlenkung entlastet beliebte Städte wie Venedig. All diese Innovationen haben das Potential, die Reiseerfahrung zu verbessern und das Marktvolumen der Branche weiter zu steigern. Die fünf Use Cases in diesem Artikel zeigen, was möglich ist, aber die meisten Unternehmen in der Reisebranche tun sich noch sehr schwer mit der Digitalisierung. Wenn sie wettbewerbsfähig bleiben wollen, muss sich das aber ändern. Technologieunternehmen können sie auf dem Weg in die digitale Zukunft begleiten.

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